24 Stunden Rufbereitschaft

Schwierige Zeiten für tröstende Hände in der Corona-Krise: Kontaktverbote und Infektionsrisiko

(c) Dorothée Schenk
Datum:
27. Apr. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 18/2020 | Mira Otto

In Zeiten, in denen das Coronavirus grassiert, ist auch die Situation in den Krankenhäusern anders. Gerade dort, wo Menschen krank und geschwächt sind, muss besonders auf den Schutz vor dem Virus geachtet werden.

 „Die Sorgen sind momentan größer“, sagt Pfarrer Günter Gerkowski. Er ist für Düren mit einem sechsköpfigen Seelsorgeteam tätig, das das St.-Marien-Hospital Düren-Birkesdorf, das Krankenhaus Düren und das St.-Augustinus-Krankenhaus in Lendersdorf betreut. Die Situation hat sich auch für die Seelsorger geändert. Eine tröstende Hand zu reichen ist im persönlichen Kontakt derzeit unmöglich. Das betrifft den Dienst am Nächsten ganz  bedeutend. „Wir können jetzt nicht mehr frei von Station zu Station oder von Zimmer zu Zimmer laufen“, sagt Gerkowski. Mit Handschuhen und Kitteln spenden sie momentan Trost.  Was für die meisten Patienten ein  Novum ist, ist für die Seelsorger grundsätzlich keine neue Situation. Schon immer hat es Viren gegeben, bei denen Schutzmaßnahmen notwendig waren.

In Schutzkleidung ist der Pfarrer etwa auf Intensivstationen auch in Nicht-Corona-Zeiten im Einsatz. Ungewohnt ist allerdings, dass die Angehörigen im Krankenhaus fehlen. Es herrscht Besuchsverbot. Oft seien es aber Verwandte, die auf die Seelsorger zukommen, das Gespräch suchen oder auf Patienten, die Beistand brauchen, aufmerksam machen. Dazu Gerkowski: „Wenn die Angehörigen nicht vor Ort sind, können wir diese nicht begleiten.“ Das Angebot, die Seelsorger telefonisch zu kontaktieren, werde allerdings nicht in Anspruch genommen.

 

Abschiedskultur musste sich in  Coronazeiten weiterentwickeln

Auch andere Dinge mussten sich im Krankenhaus infolge der Corona-Pandemie weiterentwickeln. So war für einige Angehörige der Abschied von ihren Liebsten nach einem durch Corona verursachten Todesfall nicht möglich. Zu groß die Gefahr, dabei sich selbst mit dem Virus zu infizieren. Mittlerweile gäbe es immerhin einen Raum mit einem Fenster, der es  wenigstens ermögliche, den geliebten Menschen noch einmal zu sehen und so Abschied zu nehmen. Eine weitere Neuerung ist, dass man mit den Patienten Kontakt über ein Tablet aufnehmen kann. Dadurch könne man wenigstens virtuell mit der Außenwelt kommunizieren. Für die Angehörigen,  die momentan nicht ans Krankenbett kommen können, ist das Tablet noch aus einem anderen Grund wichtig: Sie sehen, wie es dem Bekannten während der  Behandlung geht – im Guten wie im Schlechten. „Die Ärzte sagen, dass es wichtig ist, dass die Angehörigen sehen, wenn es dem Patienten immer schlechter geht“, sagt Pfarrer Gerkowski hierzu. Das gäbe Freunden und Verwandten die Möglichkeit, sich auf den Tod vorzubereiten. 

 

Das Seelsorgeteam ist auch von der  Infektionsgefahr betroffen 

Das Besuchsverbot wirke sich auch auf die Patienten aus. Deswegen halte man auch nach Menschen Ausschau, denen die Decke auf den Kopf zu fallen scheine, und böte Gespräche an. Zum anderen ist aber auch nicht zu vergessen, dass sich das Seelsorgeteam genauso wie alle anderen, die im Krankenhaus arbeiten, der Gefahr einer Infektion aussetzt. Gerkowski selbst ist 56 Jahre alt. Einer seiner Kollegen habe eine krebskranke Frau zu Hause und gehöre selbst zur Risikogruppe. Trotzdem herrscht auch in Zeiten von Corona rund um die Uhr Rufbereitschaft. Trotz Corona wolle man mit der Seelsorge weitermachen. 

Seelsorge in Zeiten von Corona

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